Simon Gabriel Neuffer
Simon Gabriel Neuffer
Philosoph und Kunsthistoriker
Simon Gabriel Neuffer ging in Essen zur Schule und absolvierte dort sein Abitur. Er studierte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – Philosophie, Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin sowie in Florenz. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Berlin. Seit 2016 ist er Visting Scholar an der Columbia University in New York.
Seine Interessen liegen vor allem in der Erforschung der Philosophie des Deutschen Idealismus und Kants sowie der griechischen Philosophie. Des weiteren ist ihm die Geschichte der Kunst der Frühen Neuzeit und des Klassizismus sowie die Literatur der Goethezeit ein wichtiges Anliegen.
Er »möchte gern, was auf der Erden / Und in dem Himmel ist, erfassen, / Die Wissenschaft und die Natur. […] Doch freilich würde [ihm] behagen / Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib / An schönen Sommerfeiertagen.«
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Zwecklose Technik. Zur Kritik der instrumentellen Technikauffassung, 2019 Berlin.
- »Schematisieren ohne Begriff. Das Schöne, das Schema und das Exemplarische«, in: Christoph Asmuth und Lidia Gasperoni (Hrsg.), Schemata, Würzburg 2017, S. 61–90.
Position: Vorstand | Dozent
Seminare
»… ich weiß, daß ich nicht weiß …«
Sokrates
Die Naturwissenschaft durchdringt heute all unsere Lebensbereiche. Durch die Ermöglichung neuer Technologien bestimmt sie unser Handeln, in unserer Gesellschaft hat sie Glauben und Religion ihre angestammten Plätze streitig gemacht, doch vor allem bestimmt sie durch ihre Methoden unseren Begriff von Wahrheit. Unser Verständnis von Natur ist durch ihre Gesetze beherrscht, durch ihr Fortschrittsversprechen prägt sie unser Geschichts- und durch ihre Erkenntnisse unser Weltbild.
Aber was ist eigentlich Wissenschaft? Was sind die Kriterien für die Wissenschaftlichkeit von Erkenntnis? Und wie können wir überhaupt Erkenntnis erlangen, durch Erfahrung oder durch Nachdenken? Und was sind eigentlich Naturgesetze? Fußen sie auf unumstößlicher Wahrheit oder auf historisch bedingte und damit relative Methoden? Wieso können wir in den Naturwissenschaften vermittels der Mathematik – einer reinen Geisteswissenschaft – Erkenntnisse über die Natur erlangen? Wie ist Mathematik, wie ist Physik möglich und warum läßt sich die Natur überhaupt nach Gesetzen ordnen und ist nicht vielmehr chaotisch?
Diese Fragen immer wieder zu stellen, scheint angesichts der Allgegenwärtigkeit von Wissenschaft durchaus gerechtfertigt zu sein. Dabei ist die Frage, was Wissenschaft eigentlich sei, genauso alt ist, wie die Wissenschaft selbst. Das systematische Forschen nach Gründen, die Suche nach Wahrheitskriterien jenseits von Mythen und Offenbarungslehren, die Versuche, Wege für einen sicheren Gang der Erkenntnis zu finden, führten zur Geburtsstunde moderner Wissenschaften in der Antike. Heute gehören solche Fragen zur Wissenschaftstheorie, einem Teilgebiet der Philosophie, und sind somit selbst Teil der Wissenschaft.
Im Seminar wollen wir uns der Frage, innerhalb welcher Grenzen wissenschaftliche Erkenntnis möglich ist, aus zwei Perspektiven widmen. Zum einen wollen wir klassische, moderne und zeitgenössische Positionen zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie erarbeiten. Dabei soll auch in die Arbeits- und Denkweise der theoretischen Philosophie eingeführt werden. Zum anderen wollen wir das Problemfeld aus dem Blickwinkel von Physik und Mathematik selbst betrachten.
Das Seminar wird von dem Philosophen Simon Gabriel Neuffer und dem Physiker und Mathematiker Anselm Shah geleitet. Es richtet sich an alle, die Interesse an der Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnis haben und setzt keine besonderen Kenntnisse in Physik oder Mathematik voraus. Physik- und Mathematikenthusiasten werden dennoch Raum finden, ihr fortgeschrittenes Wissen anzubringen.
»… ich weiß, daß ich nicht weiß …«
Sokrates
Die Naturwissenschaft durchdringt heute all unsere Lebensbereiche. Durch die Ermöglichung neuer Technologien bestimmt sie unser Handeln, in unserer Gesellschaft hat sie Glauben und Religion ihre angestammten Plätze streitig gemacht, doch vor allem bestimmt sie durch ihre Methoden unseren Begriff von Wahrheit. Unser Verständnis von Natur ist durch ihre Gesetze beherrscht, durch ihr Fortschrittsversprechen prägt sie unser Geschichts- und durch ihre Erkenntnisse unser Weltbild.
Aber was ist eigentlich Wissenschaft? Was sind die Kriterien für die Wissenschaftlichkeit von Erkenntnis? Und wie können wir überhaupt Erkenntnis erlangen, durch Erfahrung oder durch Nachdenken? Und was sind eigentlich Naturgesetze? Fußen sie auf unumstößlicher Wahrheit oder auf historisch bedingte und damit relative Methoden? Wieso können wir in den Naturwissenschaften vermittels der Mathematik – einer reinen Geisteswissenschaft – Erkenntnisse über die Natur erlangen? Wie ist Mathematik, wie ist Physik möglich und warum läßt sich die Natur überhaupt nach Gesetzen ordnen und ist nicht vielmehr chaotisch?
Diese Fragen immer wieder zu stellen, scheint angesichts der Allgegenwärtigkeit von Wissenschaft durchaus gerechtfertigt zu sein. Dabei ist die Frage, was Wissenschaft eigentlich sei, genauso alt ist, wie die Wissenschaft selbst. Das systematische Forschen nach Gründen, die Suche nach Wahrheitskriterien jenseits von Mythen und Offenbarungslehren, die Versuche, Wege für einen sicheren Gang der Erkenntnis zu finden, führten zur Geburtsstunde moderner Wissenschaften in der Antike. Heute gehören solche Fragen zur Wissenschaftstheorie, einem Teilgebiet der Philosophie, und sind somit selbst Teil der Wissenschaft.
Im Seminar wollen wir uns der Frage, innerhalb welcher Grenzen wissenschaftliche Erkenntnis möglich ist, aus zwei Perspektiven widmen. Zum einen wollen wir klassische, moderne und zeitgenössische Positionen zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie erarbeiten. Dabei soll auch in die Arbeits- und Denkweise der theoretischen Philosophie eingeführt werden. Zum anderen wollen wir das Problemfeld aus dem Blickwinkel von Physik und Mathematik selbst betrachten.
Das Seminar wird von dem Philosophen Simon Gabriel Neuffer und dem Physiker und Mathematiker Anselm Shah geleitet. Es richtet sich an alle, die Interesse an der Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnis haben und setzt keine besonderen Kenntnisse in Physik oder Mathematik voraus. Physik- und Mathematikenthusiasten werden dennoch Raum finden, ihr fortgeschrittenes Wissen anzubringen.
»… ich weiß, daß ich nicht weiß …«
Sokrates
Die Naturwissenschaft durchdringt heute all unsere Lebensbereiche. Durch die Ermöglichung neuer Technologien bestimmt sie unser Handeln, in unserer Gesellschaft hat sie Glauben und Religion ihre angestammten Plätze streitig gemacht, doch vor allem bestimmt sie durch ihre Methoden unseren Begriff von Wahrheit. Unser Verständnis von Natur ist durch ihre Gesetze beherrscht, durch ihr Fortschrittsversprechen prägt sie unser Geschichts- und durch ihre Erkenntnisse unser Weltbild.
Aber was ist eigentlich Wissenschaft? Was sind die Kriterien für die Wissenschaftlichkeit von Erkenntnis? Und wie können wir überhaupt Erkenntnis erlangen, durch Erfahrung oder durch Nachdenken? Und was sind eigentlich Naturgesetze? Fußen sie auf unumstößlicher Wahrheit oder auf historisch bedingte und damit relative Methoden? Wieso können wir in den Naturwissenschaften vermittels der Mathematik – einer reinen Geisteswissenschaft – Erkenntnisse über die Natur erlangen? Wie ist Mathematik, wie ist Physik möglich und warum läßt sich die Natur überhaupt nach Gesetzen ordnen und ist nicht vielmehr chaotisch?
Diese Fragen immer wieder zu stellen, scheint angesichts der Allgegenwärtigkeit von Wissenschaft durchaus gerechtfertigt zu sein. Dabei ist die Frage, was Wissenschaft eigentlich sei, genauso alt ist, wie die Wissenschaft selbst. Das systematische Forschen nach Gründen, die Suche nach Wahrheitskriterien jenseits von Mythen und Offenbarungslehren, die Versuche, Wege für einen sicheren Gang der Erkenntnis zu finden, führten zur Geburtsstunde moderner Wissenschaften in der Antike. Heute gehören solche Fragen zur Wissenschaftstheorie, einem Teilgebiet der Philosophie, und sind somit selbst Teil der Wissenschaft.
Im Seminar wollen wir uns der Frage, innerhalb welcher Grenzen wissenschaftliche Erkenntnis möglich ist, aus zwei Perspektiven widmen. Zum einen wollen wir klassische, moderne und zeitgenössische Positionen zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie erarbeiten. Dabei soll auch in die Arbeits- und Denkweise der theoretischen Philosophie eingeführt werden. Zum anderen wollen wir das Problemfeld aus dem Blickwinkel von Physik und Mathematik selbst betrachten.
Das Seminar wird von dem Philosophen Simon Gabriel Neuffer und dem Physiker und Mathematiker Anselm Shah geleitet. Es richtet sich an alle, die Interesse an der Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnis haben und setzt keine besonderen Kenntnisse in Physik oder Mathematik voraus. Physik- und Mathematikenthusiasten werden dennoch Raum finden, ihr fortgeschrittenes Wissen anzubringen.
»… ich weiß, daß ich nicht weiß …«
Sokrates
Die Naturwissenschaft durchdringt heute all unsere Lebensbereiche. Durch die Ermöglichung neuer Technologien bestimmt sie unser Handeln, in unserer Gesellschaft hat sie Glauben und Religion ihre angestammten Plätze streitig gemacht, doch vor allem bestimmt sie durch ihre Methoden unseren Begriff von Wahrheit. Unser Verständnis von Natur ist durch ihre Gesetze beherrscht, durch ihr Fortschrittsversprechen prägt sie unser Geschichts- und durch ihre Erkenntnisse unser Weltbild.
Aber was ist eigentlich Wissenschaft? Was sind die Kriterien für die Wissenschaftlichkeit von Erkenntnis? Und wie können wir überhaupt Erkenntnis erlangen, durch Erfahrung oder durch Nachdenken? Und was sind eigentlich Naturgesetze? Fußen sie auf unumstößlicher Wahrheit oder auf historisch bedingte und damit relative Methoden? Wieso können wir in den Naturwissenschaften vermittels der Mathematik – einer reinen Geisteswissenschaft – Erkenntnisse über die Natur erlangen? Wie ist Mathematik, wie ist Physik möglich und warum läßt sich die Natur überhaupt nach Gesetzen ordnen und ist nicht vielmehr chaotisch?
Diese Fragen immer wieder zu stellen, scheint angesichts der Allgegenwärtigkeit von Wissenschaft durchaus gerechtfertigt zu sein. Dabei ist die Frage, was Wissenschaft eigentlich sei, genauso alt ist, wie die Wissenschaft selbst. Das systematische Forschen nach Gründen, die Suche nach Wahrheitskriterien jenseits von Mythen und Offenbarungslehren, die Versuche, Wege für einen sicheren Gang der Erkenntnis zu finden, führten zur Geburtsstunde moderner Wissenschaften in der Antike. Heute gehören solche Fragen zur Wissenschaftstheorie, einem Teilgebiet der Philosophie, und sind somit selbst Teil der Wissenschaft.
Im Seminar wollen wir uns der Frage, innerhalb welcher Grenzen wissenschaftliche Erkenntnis möglich ist, aus zwei Perspektiven widmen. Zum einen wollen wir klassische, moderne und zeitgenössische Positionen zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie erarbeiten. Dabei soll auch in die Arbeits- und Denkweise der theoretischen Philosophie eingeführt werden. Zum anderen wollen wir das Problemfeld aus dem Blickwinkel von Physik und Mathematik selbst betrachten.
Das Seminar wird von dem Philosophen Simon Gabriel Neuffer und dem Physiker und Mathematiker Anselm Shah geleitet. Es richtet sich an alle, die Interesse an der Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnis haben und setzt keine besonderen Kenntnisse in Physik oder Mathematik voraus. Physik- und Mathematikenthusiasten werden dennoch Raum finden, ihr fortgeschrittenes Wissen anzubringen.
So vertraut uns die Begriffe Recht und Gerechtigkeit auch sein mögen, so schwer scheint es doch, sie genau zu fassen. Nicht nur das wachsende Gewirr geltenden Rechts scheint undurchsichtig, sondern auch der Begriff des Rechts selbst führt schnell zur Verwirrung. Ist Recht die Gesamtheit der Gesetze, also mit dieser gleichzusetzen, oder gibt es ein Recht außerhalb der Gesetze? Wenn ja, in welchem Verhältnis stehen Recht und Gesetz dann zueinander? Wie können wir einen Maßstab gewinnen, welchen Gesetzen wir folgen müssen und welchen nicht? Oder gibt es eine Pflicht, jedem Gesetz zu folgen, nur weil es gilt, auch wenn es uns als Unrecht scheint oder gar von einem ungerechten Herrscher oder Unrechtsstaat erlassen wurde? Gibt es ein Recht auf Widerstand gegen solche Gesetze oder sogar eine Pflicht, sich dem ungerechten Gesetzgeber zu widersetzen?
Ist Recht das Mittel, um Gerechtigkeit herzustellen oder nur notwendiges Übel, um an Stelle eines Krieges Aller gegen Alle ein Gemeinwesen, einen Staat zu ermöglichen?
Im Seminar wollen wir diese Fragen von zwei Gesichtspunkten aus betrachten. Im ersten Teil des Seminares sollen anhand klassischer und zeitgenössischer Text einige maßgebende Positionen in der Geschichte der Rechtstheorie erarbeitet werden, um so die Begriffe Recht und Gerechtigkeit aufzuklären.
Dazu werden wir uns zunächst anhand kurzer Textabschnitte aus den Werken Aristoteles‘ und Ulpians mit den Grundlagen des modernen Rechts in der Antike befassen, wobei wir Platon als scharfen Kritiker und radikalen Verfechter von positivem Recht zu Sprache kommen lassen. Im zweiten Schritt werden wir uns mit der sogenannten Naturrechtsdebatte befassen, das heißt, der Frage nachgehen, ob sich Recht allein aus geltenden Gesetzen ableiten läßt oder ob es vielmehr idealistischer Voraussetzungen wie Freiheit und Moral bedarf. Insbesondere den Zusammenhang von Recht, Moral und Freiheit wollen wir diskutieren. Hierzu werden wir Textausschnitt aus den Werken Hobbes, Kants, Hegels und Kelsens lesen. Drittens werden wir uns mit der Spannung von Recht und Gerechtigkeit befassen, wobei wir Texte von Radbruch und Rawls behandeln werden.
Im zweiten Teil des Seminares werden wir eine Brücke zur Praxis schlagen, indem wir die theoretischen Fragen am Beispiel des deutschen Grundgesetzes und anhand maßgebender deutscher Rechtsprechung prüfen.
Das Seminar wird vom Philosophen Simon Gabriel Neuffer und der Juristen und Philosophin Verena Risse. Das Seminar eignet sich besonders für Interessenten der Philosophie, Rechtswissenschaft und der Politikwissenschaft und Soziologie.
Die Frage, was Kunst sei, gehört zu denjenigen Fragen, die immer wieder gestellt, aber niemals befriedigend beantwortet werden. In der Philosophie wird daher versucht, den verworrenen Begriff der Kunst durch Theorien aufzuklären. In der Kunstgeschichte hingegen wird durch die Einordnung der Kunstwerke in ihren historischen Kontext deren Sinn und Bedeutung rekonstruiert.
Im 15. und 16. Jahrhundert, in der sogenannten Epoche der Renaissance, wird in Italien die Grundlage für das neuzeitliche Verständnis von Kunst geschaffen. Die bildende Kunst beginnt, sich mehr und mehr aus dem sakralen Kontext zu lösen, und Künstler und Gelehrte wollen sie nicht mehr als Handwerk, sondern als Gegenstand der Bildung freier Männer (artes liberales) verstanden wissen. Diese Entwicklung nimmt ihren Höhepunkte in der Erzählung von der Wiedergeburt (rinascimento) der bildenden Kunst in den Künstlerbiographien Giorgio Vasaris. Vasari etabliert mit seinen Viten nicht nur eine neue literarische Gattung, sondern beginnt auch damit, die Geschichte einzelner Kunstwerke, ihre Entstehungs- und Sammlungsgeschichte aufzuschreiben und deutete diese insgesamt als einen Fortschrittsprozeß.
Zugleich aber wird bildende Kunst zu dieser Zeit zum Gegenstand von Theorie, denn durch die ›Befreiung‹ aus ihren hergebrachten Kontexten stellt sich auch vermehrt die Frage nach einem angemessenem Gegenstand der Kunst, nach ihrem Sinn, ihrer Bedeutung und ihrem Zweck. Als Quelle für diese neuen Theorien von Malerei, Bildhauerei und Architektur im Besonderen, und Kunst und Künstler im Allgemeinen dient vielfach die klassische Lehre der Rhetorik. Viele dieser der Rhetoriktheorie entlehnten Begriffe prägen bis heute unser Verständnis von Kunst und Künstler.
Ziel des Seminares ist es, anhand der Betrachtung von Hauptwerken aus Renaissance und Barock und deren Kontextualisierung durch einige Schlüsseltexte in die Methodik der Kunstgeschichte einzuführen. Zugleich soll durch die Lektüre klassischer Positionen (Aristoteles, Kant und Hegel) in die Kunstphilosophie eingeführt werden. Viele der Kunstwerke, die im Seminar besprochen werden, können wir während der Romexkursion im Original betrachten.
Es sei der »Zweck des Menschen«, »sich zu bilden«, schreibt Wilhelm von Humboldt. Seine Tätigkeiten seien daher nie »Mittel« der bloßen Ausbildung, sondern lebendige Selbstentfaltung. In solch emphatischen Worten drückt sich das Bildungsideal einer ganzen Epoche aus. Zugleich aber ist von Bildung hier in einem ganz anderen Sinne die Rede als heutzutage: Sind »Bildungsreformen«, »Bildungschancen« und »Bildungsdefizite« auch in aller Munde, meint Bildung hier meist die Vermittlung zweckdienlicher Fähigkeiten, die zur Ausübung eines Berufes oder zum sozialen Aufstieg eignen. Doch was genau heißt »Bildung«? Und wozu dient sie? Vertieft sie unsere Welt- und Selbsterkenntnis? Macht sie bessere Menschen aus uns? Befähigt sie uns zur Autonomie? Oder verhilft sie uns zu einem glücklichen Leben?
Die Bildungsinstitutionen konzentrieren sich heute in erster Linie auf Ausbildung, also auf die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten, die auf das Berufsleben vorbereiten sollen. Dagegen scheint bereits in Platons Kritik an den Sophisten ein Bildungsbegriff auf, der sich von zweckorientierter Erziehung abgrenzt, und statt dessen die freie Entfaltung geistiger Anlagen zum Selbstzweck erhebt: Die Aufgabe des Lehrers ist es – Platon zufolge – nicht, Wissen an den Schüler heranzutragen, sondern er dient gleich einer Hebamme nur dazu, dasjenige was dieser bereits in sich trägt, hervorzuholen. Durch ein solches Motiv wird Bildung philosophisch betrachtet zur Aufklärung.
In Deutschland, vor allem zwischen 1770 und 1830, also in den Epochen der Aufklärung, Klassik und Romantik, wird ein ähnlicher Bildungsbegriff entwickelt: Als Bildung gilt hier nicht nur die Erweckung des Verstandes, sondern auch Geschmacks- und Herzensbildung. Anders auch als Erziehung ist sie damit eine selbstbestimmte und selbstreflexive Tätigkeit, also wesentlich Selbstbildung. Der Bildungsbegriff rückt damit in die Nähe des Kunstbegriffes: Wie ein Künstler seine Statue soll jeder Mensch sich selbst formen, denn er hat nicht nur die Möglichkeit der Bildung, er ist auch auf sie angewiesen: »Der Mensch ist, was er sein soll, nur durch Bildung« (G.W.F. Hegel).
Dieser klassische Bildungsbegriff verbindet sich also in mehrfacher Hinsicht mit den Künsten, vor allem der Literatur. Denn ausgehend von der Epoche der Aufklärung wird Bildung selbst zu einem zentralen literarischen Motiv, wie Goethes »Wilhelm Meister« beispielhaft zeigt. Besonders Romane (und andere erzählende Kunstgattungen) können den Entwicklungsprozeß einer Figur nachvollziehbar machen; durch Identifikation und Einfühlung nimmt der Leser oder Betrachter selbst am Bildungsprozeß teil. Der Kunsterfahrung kommt damit eine herausragende Rolle für die Selbstwerdung des Menschen zu. Wie Schiller in seinen »Briefen über die ästhetischen Erziehung des Menschen« betont, fördert allein die Kunst alle Seiten des Menschen, die sinnlichen ebenso wie die geistigen, die sie zu einer harmonischen Einheit verbindet.
Das Seminar macht es sich zum Ziel, durch die Lektüre klassischer und zeitgenössischer Texte den Bildungsbegriff aus zwei Perspektiven zu beleuchten: Zum einen soll die Zwiespältigkeit des Bildungsbegriffes zwischen Selbstzweck und bloßem Mittel aus philosophischer Perspektive verhandelt, zum anderen soll Bildung als literarisches Motiv untersucht werden.Der Dialog zwischen klassischen Positionen und modernen Ansprüchen an Bildung soll den Teilnehmern auch die Werkzeuge in die Hand geben, im Übergang von der Schule zum Studium ihren eigenen Bildungsweg und das Bildungssystem, das diesen Weg prägt, kritisch zu reflektieren und auf dieser Grundlage selbstbestimmt gestalten zu können. Somit richtet sich das Seminar zum einen an Liebhaber der Literatur, Ästhetik und philosophischen Pädagogik, aber auch an all diejenigen, die sich mit der Frage, was es bedeutet sich zu bilden, auseinandersetzen wollen.
Geleitet wurde das Seminar von dem Philosophen, Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler Simon Gabriel Neuffer und der Philosophin und Literaturwissenschaftlerin Tatjana Noemi Tömmel. Beiden ist die Frage, was Bildung sei, nicht nur in theoretischer, sondern auch in praktischer Hinsicht eine Herzensangelegenheit.
Im offenen Austausch zwischen Philosophie und Kunstgeschichte werden wir gemeinsam in die Frage nach der Wahrnehmung, Deutung und Interpretation von Kunstwerken einsteigen. Ist es möglich, in einem objektiven Sinn von Kunst zu sprechen – oder liegt ein solches Urteil grundsätzlich im Auge des Betrachters? Wir werden durch die Analyse exemplarischer Kunstwerke und die Lektüre von grundlegenden Texten zur Ästhetik untersuchen, wie die Betrachtung der Kunstwerke und deren Belegung mit ästhetischen Werturteilen ein komplexes Wechselspiel zwischen den Methoden und Perspektiven der Philosophie einerseits und der Kunstgeschichte andererseits provoziert.
Die Kunst stellt seit jeher für die Philosophie ein besonderes Problem dar – einerseits als Gegenstand unserer Wahrnehmung und Beurteilung, die in uns Interpretationen, Emotionen und historische Bezüge wachruft, anderseits als eigentümliches menschliches Produkt im Unterschied zur Natur. Anhand einer Auswahl philosophischer Texte (Platon, Aristoteles, Baumgarten, Kant, Hegel, Gadamer, Goodman) werden wir gemeinsam untersuchen, ob die Kunst primär eine gesellschaftliche Funktion erfüllt oder nur für sich betrachtet werden kann im Sinne des Ausspruchs l’art pour l’art. Was geschieht genau, wenn wir von einem Kunstwerk sagen, es sei schön – und worin unterscheidet sich ein solches Urteil von demjenigen über ein Naturphänomen?
Gleichzeitig sollen diese Probleme in Auseinandersetzung mit der Kunsttheorie diskutiert werden, die sich bereits seit der Renaissance mit den Fragen nach dem Wesen der Kunst auseinandersetzt. Sie hat die Aufmerksamkeit auf Begriffe wie ›Abbild‹ und ›Idealbild‹, ›Transzendenz‹ und ›Immanenz‹ gerichtet, die von ihrer Aktualität auch heute nichts eingebüßt haben. Ein Spiegel dieser Geschichte bieten literarische Kunstbeschreibungen (etwa von Nietzsche, Freud, Thomas Mann u.a.). Ausgewählte historische Positionen werden wir im Seminar gemeinsam erarbeiten, kritisch diskutieren und schließlich durch die Betrachtung der Kunstwerke selbst auf ihre Reichweite hin prüfen. Das Seminar bietet somit die einzigartige Möglichkeit, Theorie und Praxis der Kunstkritik miteinander zu verbinden.
Geleitet wird das Seminar von der Philosophin Lidia Gasperoni und dem Kunsthistoriker Simon Gabriel Neuffer, die sich beide intensiv mit ästhetischer Theorie – einerseits als Form der Wahrnehmung, anderseits in der Kunst – beschäftigen. Es richtet sich besonders an Freunde der Ästhetik und Kunstgeschichte, ist aber offen für all jene, die sich – gerade in Italien – für die Kunst und ihre Interpretation interessieren. Das Thema verbindet sich zugleich hervorragend mit der Exkursion nach Rom, wo ein Teil der besprochenen Kunstwerke im Original besichtigt werden kann.